- Eine Einführung
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Seoli ist ein Bündel frischer, magischer Kräuter, das die Schamanen der Bantawa-Rai aus Ost-Nepal zu Heilritualen verwenden.
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- Das magische Kräuterbündel Seoli (bestehend aus: Selewa, Thumpuk, Thanka, Uni-Wasep)
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Seoli besteht aus drei bis sieben oder acht verschiedenen Pflanzen, die wegen ihrer magischen Wirkung ausgewählt werden.
Diese Wirkung liegt auf der schützenden, d.h., protektiven und abwehrenden, d.h., apotropäischen Ebene. Der Schamane verwendet sie,
um währende des Heilrituals üble Einflüsse von sich fernzuhalten.
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Stellvertretend für den Patienten übernimmt er die Aufgabe, die Wesen, die den Patienten krank gemacht
haben, gütig zu stimmen, zu bannen oder wegzuschicken.
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Diese freigestellten, üblen Einflüsse können auch auf ihn übergehen und ihn selber krank machen.
Deshalb trägt er vorne und hinten am Körper je ein Bündel magischer Pflanzen und ruft diese singenderweise an, ihm zu helfen.
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- Palmbuschen aus Seekirchen am Wallersee
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In gewisser Weise ähnelt Seoli den sogenannten Palmbuschen der Region nördlich der europäischen Alpen.
In ihnen sind, je nach Tradition unterschiedlich, verschiedene, ebenfalls frische Zweige von Sträuchern oder Bäumen
zusammengebunden, die alle sehr stark apotropäischen Charakter haben, wie zum Beispiel Wachholder, Buchsbaum, Sadebaum, Eibe.
Die meisten dieser Pflanzen sind hochgiftig. Die Palmbuschen werden im Frühjahr vor der Aussaat auf die Äcker gesteckt,
um ein günstiges Wachstum des Getreides und der Feldfrüchte zu ermöglichen.
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Die Tatsache, dass diese Palmbuschen
am Palmsonntag erst vom katholischen Priester geweiht werden müssen, bevor sie ihre abwehrende Kraft erhalten,
ist wohl als Zeichen später, christlicher Vereinnahmung zu sehen. Wir sehen also hier wie dort den Gebrauch magischer
Pflanzen, um üble Einflüsse fernzuhalten oder abzuwehren.
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Anders als in Ost-Nepal, wo der ernsthafte
Gebrauch des Seoli bis heute üblich ist, ist die Anwendung des Palmbuschen bei uns, längst als Aberglaube
abgetan, in den Bereich des Brauchtums und der Folklore abgeglitten. Texte bzw. Gesänge an die einzelnen
Pflanzen sind nicht mehr überliefert, obwohl man annehmen muss, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit
praktiziert wurden. Die entsprechende Tradition ist abgerissen.
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Es gibt jedoch in europäischen Ländern
vereinzelt alte, schriftliche Aufzeichnungen von Texten an andere magische Pflanzen, aus denen heute eine kleine Auswahl präsentiert wird.
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Dem gegenüber stehen Übersetzungen einzelner Gesänge der Bantawa-Rai an Pflanzen. Von den verschiedenen Pflanzen,
aus denen das Seoli besteht, kommen vier in ähnlicher oder identischer Art und Wirkung (das bezieht sich natürlich
auf die alte Zeit des sogenannten Zauberglaubens)auch im Nordalpengebiet vor: der Beifuß (Artemisia vulgaris),
das Schilf (Phragmites australis), der Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)und der Adlerfarn (Pteridium aquilinum).
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Das Ensemble Spinario hat sich in musikalisch-forschender Weise mit diesen Pflanzen beschäftigt und Gesänge an sie erarbeitet.
Der Gesang bzw. Tanz an das Seoli am Ende der Aufführung entspricht der Tradition der Bantawa-Rai.
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